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Forum Antirassismus Medien­wissenschaft

.About Forum Anti­rassismus Medien­wissen­schaft

Im Oktober 2020 hat sich das Forum Antirassismus Medienwissenschaft (FAM) gegründet. Wir sind Forschende, Studierende und Lehrende, die mehrheitlich in der Medienwissenschaft und in der Gesellschaft für Medienwissenschaft aktiv sind. Das Forum versteht sich als Initiative, die Rassismus medial, institutionell und historisch in Wissenschaft und Gesellschaft, insbesondere im eigenen Fach, analysieren und strukturell bekämpfen möchte.

Das Forum Antirassismus Medienwissenschaft wurde als Arbeitsgemeinschaften übergreifende Initiative gegründet, um gegen strukturellen Rassismus zu arbeiten sowie antirassistische Initiativen und Forschende in der und mit der Medienwissenschaft zu vernetzen. Wir erarbeiten in Arbeitskreisen Inhalte, Formate und Visionen einer gesellschaftlich engagierten Medienwissenschaft.

.Medienwissenschaft und Antirassismus

Wir setzen uns im FAM mit verschiedenen Dimensionen von Rassismus und Medienwissenschaft auseinander. Einerseits kann die Medienwissenschaft Wissen über mediale und strukturell verankerte gesellschaftliche Rassismen gewinnen, vermitteln und so Wissen für Prozesse der Dekolonisierung schaffen. Dabei sind die historischen Verbindungen von Medien mit Rassismus, Kolonialismus, Sexismus sowie Antisemitismus zentral. Gleichzeitig erarbeiten wir Perspektiven auch darauf, dass Rassismus und Antisemitismus unser Fach durch Medientechnologien, Inhalte und historische Konstellationen historisch und aktuell prägen. Daraus resultiert eine Verantwortung, das Fortschreiben struktureller Rassismen zu verhindern – sei es in visuellen Medien, Infrastrukturen oder in KI-Technologien sowie der eigenen Theoriebildung und außeruniversitären Praxen. Es geht so insgesamt um ein dekolonisiertes Denken in Kunst, Kultur, Medien, der Akademie und Wissenschaft.

Wir sind der Ansicht, dass wir aktiv gegen den Nexus aus rassifizierenden und ausschließenden Strukturen auf individueller, institutioneller und kollektiver Ebene arbeiten müssen. Ein weiteres Ziel ist für uns daher, uns mit unserem eigenen internalisierten Rassismus bzw. unseren Privilegien auseinanderzusetzen. Dafür haben wir einerseits eine Studie erarbeitet, die unter dem Titel Wie weiß ist die deutschsprachige Medienwissenschaft? eine kritische Bestandsaufnahme anstoßen will. Andererseits organisieren wir Trainings und Workshops für rassimuskritische Lehre, Empowerment und Veranstaltungen, die Mitgliedern des FAMs Raum für Auseinandersetzungen, aber auch für das Teilen von Rassismuserfahrungen von Mitgliedern, Studierenden und Kolleg*innen geben.

.Die Universität dekolonisieren

Wir kritisieren die bisherige Regulation gesellschaftlicher Teilhabe an der Wissensproduktion und -vermittlung, die sich auch in den Gegenständen, Methoden und Lehrinhalten spiegelt. Im Rahmen einer kritischen Auseinandersetzung mit Diversität wollen wir an einem Wandel der mehrheitlich weißen Universität mitwirken: Wir wollen einerseits andere Inhalte einbringen, etwa den Kanon der Medienwissenschaft aus rassismuskritischer, intersektionaler und dekolonialer Perspektive befragen und in Bewegung bringen. Andererseits gilt es auch, über Stellenvergabeverfahren, Qualitätssicherungsverfahren und die Auseinandersetzung in den Universitäten die Situation mehrheitlich männlicher und weißer akademischer Belegschaft zu verändern. Hier müssen die fachinternen Mechanismen genau analysiert werden, um hierarchisierenden Ausschluss auf allen Ebenen – in Forschung, Lehre, Stellenvergabe, Nachwuchsförderung, in Inhalten und Arbeitsweisen – zu verhindern. Wie stellen wir uns als Medienwissenschaft diverser, pluraler und – ebenfalls im dekolonialen Sinne – klimagerechter auf? Neue Vorbilder, neue Erfahrungen, andere Biographien eröffnen nicht nur Chancen für vormals exkludierte, individualisierte rassifizierte, migrantische Perspektiven – sie schaffen Wissen, das den gesellschaftlichen Herausforderungen entgegentreten können, prägen eine andere Lehre und verbinden Gesellschaft und Universität auf teilhabegerechtere Art und Weise.

.Kooperationen eingehen

Im FAM fragen wir, wie Universität und Gesellschaft heute zusammenarbeiten können. Wie können wir Kooperation und Austausch neu organisieren? Welche Fallstricke existieren? Dies berührt auch Fragen der Universität in einer vielfältig-wissensproduzierenden Gesellschaft. Diesbezüglich interessieren uns Formate und Kollaborationen, z. B. mit Each One Teach One (EOTO) e.V. im Rahmen eines Workshops zu Antirassismus im Rahmen der GfM Jahrestagung.

Uns ist es wichtig, Lehre unter intersektionalen Gesichtspunkten inhaltlich, aber auch formal und medial neu aufzustellen. Daher beschäftigen wir uns unter antirassistischen Gesichtspunkten mit Medienbildung und Medienkritik. Wir suchen den Kontakt mit anderen Bildungsinstitutionen, die jahrzehntelang Wissen produziert, gesammelt und kultiviert haben, wie Schwarzen Initiativen, migrantischen Gruppen, decolonize-Initiativen und intersektionalen und antifaschistischen Bildungsträgern. Wir arbeiten auch intern mit anderen Arbeitsgemeinschaften innerhalb unserer Fachgesellschaft zusammen, die sich besonders mit intersektionalen Themen befassen, wie der AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft, der AG Migration, Rassismus und Postkolonialität, der AG Politische Theorie, Dis/ability Studies und Medien und der AG Comicforschung.

.Kritische Diversität

Im Neoliberalismus spielt das Schlagwort Diversität eine ambivalente Rolle. Wir diskutieren kritisch, inwiefern Diversität ein strategisches Schlagwort ist oder notwendige Impulse zur Erneuerung der Universitäten in Richtung einer neoliberalen Ausbeutung von Potentialen verschiebt.

Diese kritische und strategische Auseinandersetzung mit Diversität an den Universitäten bedeutet auch, unser eigenes Vokabular zu hinterfragen, über Begriffe selbstkritisch zu sprechen – es bedeutet zu lernen und zu verlernen. Diese Aufgabe ist anhaltend und tiefgreifend und erfordert unser wissenschaftliches Wissen und unsere Methoden, aber auch unsere Sensibilität und unsere Motivation, unsere Rolle zu hinterfragen und uns dem Wissen außeruniversitärer Gruppen zu öffnen, ohne dieses anzueignen.

.Wandel herbeiführen

Wir erhoffen uns, einen langfristigen Wandel der Wissensproduktion und Lehre herbeizuführen, der aktiv gegen gesellschaftlichen Ausschluss, gegen die Reproduktion von Privilegien und Ungerechtigkeitsverhältnissen sowie die Bequemlichkeit des Wegschauens arbeitet. Wir wollen unsere Positionen nutzen, um diesen Wandel zu unterstützen. Auf diesem Weg setzen wir uns mit der Rolle der Universität, mit unserer Rolle und einer zukunftsfähigen, diversen und kritischen Medienwissenschaft auseinander, die Forschung und Lehre auch als Tools der gesellschaftlichen, epistemischen und kulturellen Dekolonisierung versteht. Das FAM möchte daher ein brave place (Brian Arao/Kristi Clemens) werden, in dem wir selbstkritische Prozesse durchlaufen, so wie wir kritische Prozesse an Medienschaffende, Aktivist*innen, Lernende und Lehrende Räume und Prozesse der Reflexion anbieten wollen.


Bei Interesse an Mitarbeit, Fragen oder Hinweisen:

info(at)forum-antirassismus-medienwissenschaft.de

.Veranstaltungen

Mehr ist unter Veranstaltungen zu finden.